Zeit des Abschieds


Verstandsmäßig hatte ich schon länger versucht mich darauf vorzubereiten, das ich mich vielleicht bald von Caruso verabschieden muss.
Er war schon seit Jahren krank, hatte eine Schilddrüsenüberfunktion und dadurch bedingt ein angegriffenes Herz. Seit ca. 4 Jahre musste er täglich mehrere Tabletten schlucken und so hoffte ich erst inständig das er den Umzug im Dez. 2007 in unser Häuschen mit Garten noch erlebt. Dann das er den Frühling dort erlebt, seinen 17. Geburtstag, den Sommer, dann das er unbedingt seinen 18. Geburtstag erlebt.
Ich war jedesmal überglücklich das es geschah, schaute mit Freudentränen zu wie wohl Caruso sich im Haus und im Garten fühlte, oft saß ich still und schaute ihm nur zu. Doch dann merkte ich das Caruso müde wurde, des Lebens müde. So verweigerte er 2 Tage vor seinem Tod seine Medikamente, das hatte er in all den
Jahren nie zuvor getan. Schon Wochen vorher ging er überhaupt nicht mehr in den Garten, er lag lieber gemütlich auf der Terrasse und schlabberte einen Quarkbecher aus.
Am 20. August - es war Mittwochnachmittag - hörte ich Caruso dann plötzlich schwer atmen und erschrak. Ich beobachtete ihn mit Argusaugen und nach einigen Minuten atmete er wieder normal. Dennoch blieb ein ungutes Gefühl in mir, Angst kroch in mir hoch. War es eine Vorahnung?

Nachts wurde ich wach, fühlte neben mir nach Caruso. Doch er war nicht da.
Wieder kroch Angst kroch in mir hoch. Ich stand auf und schaute nach ihm. Ich hatte in den letzten Monaten oft große Angst davor morgens aufzustehen und Caruso tot vor zu finden. Aber er lag friedlich in seinem Sessel und schlief, er atmete jedoch wieder schwer. Am Donnerstag sonderte er sich vermehrt ab, lag im Badezimmer auf der Badematte. Ich vereinbarte einen Termin bei der Tierärztin für Freitag. Eigentlich hofften wir, das Caruso ein Medikament bekommt und wir noch ein paar Wochen Zeit miteinander haben. Aber ich hatte so ein Gefühl in mir... ich kann es nicht beschreiben... ich legte mich ins Bad neben Caruso,
sprach mit ihm, erzählte ihm Geschichten aus unserem Leben, weinte sein Fell nass. Dann kam Sally zu uns und sie gab Caruso 2 Nasenküsschen. Und diesmal ließ er es geschehen, früher verzog er immer sein Gesicht doch diesmal hielt er ganz still und schaute sie an.
Am Freitag stellte sich dann bei der TÄ heraus, das Caruso Wasser in der Lunge und im Bauch hatte. Man hätte es noch "absaugen" können, doch es wäre nur ein Aufschub von maximal 1 Woche gewesen. Und so stimmten wir zu, das Caruso erlöst
wurde. Es war der 22. August und es war strahlender Sonnenschein - bis Carusos Herz aufhörte zu schlagen. In dem Moment fing es fürchterlich an zu regnen, ein regelrechter Wolkenbruch. 3 Tage goss es in Strömen, so das wir unser Rüselchen erst am Sonntag unter seinem Lieblingsbusch im Garten beerdigen konnten.
Ich war wie versteinert, vergoss keine Tränen auch nicht in den nächsten Tagen. Ich fühlte mich einfach nur schrecklich, kann meinen Zustand auch heute noch nicht beschreiben. In mir fühlte sich alles so tot an, war eine große Leere die nur weh tat. Aber andererseits fühlte ich auch nichts, war in mir alles dumpf.
Es ist schwer zu beschreiben... erst Wochen später zu einem völlig unpassenden Augenblick brach dann ein regelrechter Tränenstrom aus mir heraus.
Nun 8 Monate später fällt es mir noch immer schwer die HP ohne Caruso weiter zu führen. Ohne mein Rüselchen ist nichts mehr wie vorher.
Und obwohl ich mich bereits von vielen 4beinigen Freunden verabschieden musste, diesmal war alles ganz anders. Ich hing an all meinen Tieren, habe um jedes lange getrauert aber ich konnte auch weinen gleich nach ihrem Tod.
Meine Beziehung zu Caruso war eine ganz Besondere. Vielleicht weil ich bei seiner Geburt dabei war, vielleicht weil wir 18 Jahre zusammen hatten, vielleicht weil er mich aufgrund seiner Krankheit immer brauchte, niemand außer mir ihm seine Medikamente geben konnte... oder einfach nur weil er ein
außergewöhnlicher kleiner Kerl war?

dies ist das letzte Foto das ich von ihm gemacht habe, es war der 22. August 2008 - kurz bevor wir zur Tierärztin fahren mussten. Wenn man ihn so sieht, kann man kaum glauben, das er nur wenige Stunden später erlöst werden musste. Er lag so friedlich in seinem Sessel.